Innovation entsteht aus Lust oder Leid, so eine viel zitierte „Weisheit“. In dieser Geschichte ist es eine Kombination. Die Lust am Kochen und das Leid durch ein Erdbeben.
Im Mai 2012 wackelt in der italienischen Region Emilia-Romagna mehrfach die Erde. Insbesondere die Beben am 20. Mai 2012 (Stärke 6,1) und am 29. Mai 2012 (Stärke 5,8) haben verheerende Auswirkungen. Es gibt Tote und Verletzte, rund 15.000 Menschen werden Obdachlos. Das zweite Beben lässt viele Gebäude die beim ersten Beben beschädigt wurden einstürzen.
Neben den dramatischen Auswirkungen für die Bevölkerung im Allgemeinen, gibt es auch hohe ökonomische Schäden. In der Regel gibt es nicht nur viele mittelständische Unternehmen, bspw. in der Metallindustrie, sondern auch viele Nahrungsmittelhersteller. Der Gesamtsachschaden wird später mit mehreren Milliarden Euro beziffert.
Das Erdbeben und der Parmesan
Betroffen ist auch eine der großen Käsereien, die den berühmten Parmigiano Reggiano herstellen. Das Erdbeben hat die Regale mit den großen Käserädern umkippen lassen. 360.000 dieser schmackhaften gelben Leiber sind beschädigt. Die Hälfte der gesamten Parmigiano Reggiano Produktion ist somit in Gefahr. Viele Unternehmen die den Käse abnehmen und weiterverkaufen stehen ohne das berühmte Produkt vor dem Aus. Mitarbeiter werden ihren Job verlieren, Familien ohne das Einkommen der Väter und Mütter in Schwierigkeiten geraten. Eine folgenschwere Kettenreaktion.
Auch im derzeit besten Restaurant der Welt, der Osteria Francescana in Modena, wackelt die Erde. Die Gäste verlassen das Gebäude, drängen auf die Straße, haben Angst. Der Inhaber Massimo Bottura, mit drei Michelin Sternen dekoriert, beschreibt dies später als „einen verrückten Moment“. Kurz nach dem Beben kommt die betroffene Käserei auf ihn zu und bittet ihn um Hilfe. Sie hoffen das der innovative, und der Region sehr verbundene Starkoch eine Idee hat. Und er hat eine Idee. Massimo trifft sich mit dem Präsidenten des Käse-Konsortiums und stellt seine Idee vor. Ein kleiner Hoffnungsschimmer entsteht. Aber kann das wirklich funktionieren? Können so viele beschädigte der rund 40 kg schweren Käseräder abverkauft werden?
Innovation entsteht aus Lust oder Leid
Die Idee von Massimo ist einfach. Er nimmt eines der beliebtesten Rezepte der italienische Küche, Nudel mit Käse und Pfeffer, und verändert es leicht. Statt Nudeln nimmt er Reis, da dies mehr der regionalen Tradition entspricht und er verwendet 30 Monate alten Parmigiano Reggiano. Massimo präsentiert am 7. Oktober 2012 gemeinsam mit der Organisation „Slow Food“ im Internet. Das Rezept wird durch diese Aktion schnell verbreitet und solidarisch nachgekocht. 40.000 Menschen kochen „Risotto cacio e pepe“ und somit gelingt das vorher unvorstellbare, alle beschädigten Parmesanleiber können Brocken für Brocken bis Ende 2012 abverkauft werden.
Alle Hobbyköche haben somit nicht nur ein leckeres Essen gehabt, sondern vielen Menschen geholfen die ihre Jobs behalten konnten. Ein kreatives Beispiel für Solidarität, Innovation, Tradition und Nachhaltigkeit.
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