Zwei Tage lang war Hamburg das Mekka der Online-Marketers. Was für eine grandiose Veranstaltung. Wer „Rockstars“ im Namen trägt, hat sicher auch eine gewisse Verpflichtung das Event „zu rocken“ wie man heute so schön sagt. Dies ist in jeder Beziehung gelungen.
Fliegende Verspätung und ein Bonbon
Für mich persönlich startete der erste Tag nicht optimal. Aber okay, das OMR-Team kann ja nicht jeden Gast persönlich abholen. Das wäre bei 40.000 (!) Besucher etwas zu viel verlangt. So hob mein Flieger mit einer Stunde Verspätung ab, was wiederum dazu führte, dass ich die gebuchte Masterclass zum Thema Audio nicht erreichte. Gerne hätte ich gehört was Moderator Richard Gutjahr und Jürgen Seitz (den ich noch aus seiner Zeit bei 1&1 kenne) zu erzählen haben. Eine feine kleine Begegnung ergab sich dann aber doch noch. Just in dem Moment, als ich vor dem überfüllten Raum ankam, traf dort auch Matze Hielscher ein. So konnte ich ihm persönlich für seinen ganz wunderbaren Podcast „Hotel Matze“ danken.
Durch dieses kleine Bonbon war dann die kleine Verärgerung schnell verfolgen und ich stürzte mich ins Expo-Getümmel. Die vermeidlich „Großen“ waren in Halle A4 schnell zu identifizieren. Awin, Facebook, Axel Springer stand (wie immer) Google gegenüber, etc. waren nicht zu übersehen, ebenso wenig wie Audi, Future Candy, Facelift, Otto, usw. Gefreut habe ich mich über die Präsenz von matelso und yext in der „Premium-Halle“ – zwei Geschäftspartner von mir.
Check-in und Chashless Payment
Nach einem ersten Überblick, stellte sich Durst ein und somit auch die erste Probe der bargeldlosen Bezahlung an. Armband mit dem Chip an den Scanner gehalten, piep, alles erledigt. Sehr fein. Schauen wir nochmal eine Stunde zurück. Als ich im Flughafen in den Bereich der Gepäckbänder kam, war dort ein Check-in Desk. Zwei sehr freundliche junge Damen checkten mein digitales Ticket und hängten mir das Badge, sowie das personalisierte Armband aus. Der ganze Vorgang dauerte keine Minute. Sensationell.
An der Messe angekommen, keine Schlange (dmexco, schaut euch das mal an), einfach durchlaufen und Badge zeigen. Direkt dahinter eine der größten Garderoben de ich je gesehen habe. Auch dort sehr freundliche Menschen die Koffer und Jacke entgegengenommen haben. Auf dem Weg zur elektronischen Eingangskontrolle mehrere Zweierteams mit roten Luftballons. Diese dienten als Kennzeichnung für die Möglichkeit den Chip am Handgelenk aufzuladen. Auch dieser Vorgang schnell und reibungslos. Perfekt.
Zurück zur Expo und dem Rockstar-Ambiente. Immer wieder begegneten mir beim Wechseln von Hallen oder der Suche nach Sauerstoff, kleine Auftritte von Künstlern. Bunt, mit unter laut, aber immer eine passende Ergänzung. Apropos bunt, so war auch das Publikum. Dunkle Anzüge habe ich ebenso fast keine gesehen, wie „Messehostessen“. Als eher echt, nicht glatt.
Nach einem ersten Rundgang durch die Hallen A4 und A3 mit den über 200 Ausstellern war es dann auch schon Zeit für die zweite Masterclass. Auch hier volles Haus, aber ich war ja angemeldet, was die Zugangskontrolle nach kurzem Kontakt mit meinem Armband-Chip bestätigte. Ben Prause von yext führte durch das Thema „Reviews and Local Search“. Nach 90 Minuten und einem geballten Paket an Information war ich dann aber auch froh darüber, mich wieder bewegen zu können.
Nach innovativem Datenmanagement, stand nun Datenschutz auf dem Programm. Um 16:45 Uhr machte die OMR dem Zusatz Rockstars alle Ehre. Die Security stellte Absperrgitter vor der Halle A4 auf und es bildete sich eine große Warteschlange vor der vollen Halle. Viele interessierte Besucher drehten leicht frustriert wieder ab, wollten sie doch die Podiumsdiskussion zur EU-DSGVO und ePrivacy Verordnung sehen und hören. Ganz offensichtlich ein Thema das viele Marketers bewegt.
EU-Kommissar Andrus Ansip und Springer-Chef Mathias Döpfner, starteten in das Gespräch, welches durch Florian Heinemann und Guillaume Lieget (der hinter dem Erfolg von Frankreichs Präsident Macron stehen soll) hochwertig ergänzt wurde. Der Verlauf des Gesprächs brachte jedoch keine neuen Erkenntnisse, bestätigte aber eindrucksvoll, dass die EU-Vertreter zumindest bei der ePrivacy offensichtlich nicht wissen was sie tun. Der aktuelle Entwurf spielt den großen Playern wie Google oder Facebook eindeutig einen Vorteil zu. Auf entsprechende Argumente von Mathias Döpfner ging Andres Ansip jedoch nicht ein. Mit einer gewissen Ignoranz wiederholte er, dass die europäischen Unternehmen ja auch diese Kundenbeziehungen aufbauen könnten. Weltfremd nennt man sowas.
Aus Waghäusel die Welt erobern
Der Weg führte mich zur Deep Dive Bühne in Halle A2. Dort starteten gerade Saliha und Murat Özcan. Die beiden hatte ich einige Wochen vorher bei 12min.me in Heidelberg persönlich kennen lernen dürfen. Die Namen sind dir nicht bekannt? Suche einfach mal auf YouTube nach Kitchen Aid, Milchschnitte, Kenwood oder Toffifee. Der erste Treffer ist immer von „Sallys Welt“. Sally hat eher zufällig einen YouTube Kanal übers Backen gestartet und gemeinsam mit ihrem Mann Murat ein großes Business entwickelt. Sally hat heute fast 1,3 Mio. Abonnenten und beschäftigt über 30 Mitarbeiter. Was mir an der Geschichte der beiden so gut gefällt, ist die Authentizität. Nicht geplant, (noch) kein Know-how, aber viel Instinkt und unerschütterliche Werte. Dazu die Heimatverbundenheit zu Waghäusel (ich wohne 20 Minuten entfernt). Murat hat den zahlreichen Zuhörern empfohlen sich den Namen Waghäusel zu merken. Ich glaube nicht zu Unrecht. Wer sich Sally in Aktion ansehen will, kann dies natürlich auf YouTube, aber auch bei VOX.
Vor dem sympathischen Ehepaar stand Jan Oetjen auf der Bühne. Jan präsentierte die netID, eine Initiative von United Internet, Pro Sieben Sat1 und RTL. Es geht um eine so genannte Login-Allianz. Heute haben User in der Regel zwei bis drei Möglichkeiten sich einen Account beim Service ihrer Wahl anzulegen. Sie können sich häufig via Google und meistens via Facebook einloggen. Dazu kommt die Option sich ganz klassisch einen Account anzulegen, mit Double Opt-in und allem was dazu gehört. Also Formular ausfüllen, Passwort ausdenken usw. Ich gehöre zu den Menschen, die immer einen Account anlegen. Das führt dazu, dass ich heute rund 200 Accounts verwalte. Nun will die netID Initiative den gleichen Komfort wie Google oder Facebook liefern, aber eben nach Europäischen Datenschutz. Dazu wurde extra eine Stiftung gegründet, wie uns Jan Oetjen berichtete. Durch die Marken WEB.DE und GMX hat die United Internet Gruppe heute schon über 30 Mio. Accounts die Single-Sign-On fähig sind. Ob diese User dann auch die netID nutzen bleibt abzuwarten. Ein paar Millionen weitere potenzielle Nutzer kommen durch die beiden anderen Mediengruppen noch dazu. Ein interessanter Ansatz. Das belegt auch eine zweite Initiative namens verimi. Hier haben sich der Axel Springer Konzern und andere große Namen wie Allianz, Lufthansa, etc. Zusammen getan. Gerüchten zufolge sollen die beiden Initiativen hinter den Kulissen miteinander sprechen. Das wäre ein gutes Zeichen für eine starke Alternative gegenüber den US-Anbietern.
Begleitung durch Bestseller-Autor
Danach stand eine weitere Begegnung an. Nachdem ich beim oben genannten Event in Heidelberg Anja Förster persönlich treffen konnte, war nun die Gelegenheit ihren Mann Peter Kreuz kennen zu lernen. Kurze Abstimmung via SMS wo wir uns treffen. Erkennungszeichen „rote Sneaker“ – bei uns beiden.
So entstand gleich ein feiner Austausch über das bisher auf der OMR erlebte, bevor wir uns dann zum abschließenden Highlight des ersten Tages in Richtung Bühne begaben. Dort hatten der vor allem aus der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannte Tech-Experte Frank Thelen sowie der VC- und Branchenexperte Sven Schmidt platzgenommen. Insidern war diese brisante Mischung bereits aus der ersten OMR-Podcast Nacht in der Hamburger Elbphilharmonie bekannt. Nun sollte es zu einer Fortsetzung des Streitgesprächs geben. Als Aufpasser mit im Ring, kein geringer als Mr. OMR himself – Philipp Westermeyer.
GAFA Bashing vs Transformationsrückstand
Sven Schmidt hatte wohl vom reichlichen Angebot an Red Bull Getränken zu viel zu sich genommen, denn er ging ab wie die berühmte Katze. Muss am Namen liegen. Sven schlug verbal massiv auf GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple) ein, während Frank Thesen zwar durchaus für Kritik an diesen Konzernen offen war, aber nicht ganz zu unrecht darauf hinwies, dass man von den wertvollsten Unternehmen der Welt auch etwas lernen kann. Auch wenn das Ganze etwas abgesprochen wirkte, war es dennoch eine spannende Kontroverse rund um wichtige Fragen, sowie beste Unterhaltung.
Tag 2 – Die Konferenz
Am nächsten Morgen hieß es früh vor Ort zu sein. In der am Vortag noch geschlossenen Halle A1 stand das Highlight, die OMR-Conference, an. Also kleines Frühstück und los in Richtung Messe. Auch am Freitag da gleiche Szenario im Eingangsbereich. Nirgendwo Wartezeit, alles Reibungslos.
Auch wenn ich das Setting der Konferenz in diversen Videos bereits bewundert habe, so ist dann real dennoch sehr beeindruckend. Die große Halle, Platz für 7.000 Gäste, entsprechend nahezu unzählige Stuhlreihen und eine Videoleinwand die mit jedem Schritt in Richtung Bühne wächst und wächst, bis sie dann ganz vorne bis zur Nackenstarre angewachsen ist. Beeindruckend. Rechts und links an den Außenwände der Halle Kühlschränke bis der Arzt kommt und jede Menge Essensstationen. Auf Stehtischen standen bereits kleine Müslis bereit, immerhin war es noch vor 9.00 Uhr. Dann startete der Hausherr und Gastgeber die Konferenz.
Diese Begründung finde ich ja nun wirklich sehr charmant. Was mir ebenfalls gut gefallen hat, was das Leistungsversprechen, welches Philipp Westermeyer zu Beginn abgegeben hat. Man merkt ihm einfach an, dass er Customer Centricity lebt. Er möchte, dass seine Gäste eine gute Zeit haben, sich wohlfühlen und mögliche viele Insights mitnehmen. Wertvollen Input lieferte er in den dann folgenden 25 Minuten selbst.
Es folgten Vorträge von Mark Rabin von Facebook, der zunächst etwas zum Cambridge Analytica Skandal sagen musste, dann aber mit der Fragestellung „Are you agile“ einen interessanten Einblick in die Vorgehensweise bei Facebook lieferte. Um Daten ging es auch bei Nate Silver, der mit seinen Daten-Analysen im Sportbereich und bei Wahlen große Anerkennung erhalten hat.
Im Anschluss konnten die Besucher dann im „Energy Break“ die ersten Eindrücke der Konferenz verarbeiten und den zahlreiche Essens- und Getränkeangebote in Anspruch nehmen. Nebenbei konnte ich Michael Trautmann (thjnk) die Hand drücken, dessen gemeinsamer Podcast „On the way to New Work“ mit Christoph Magnussen ich sehr schätze.
Battled a blizzard trying to make it to @OMRockstars.
Blizzard – 1. Scott – 0.
See you next time, Hamburg! #OMR18 pic.twitter.com/ClchjVhOrj— Scott Galloway (@profgalloway) March 23, 2018
Nach der Pause sollte der absolute Stargast des Tages auf der Bühne stehen. Tat er aber nicht. Ein Schneesturm an der Ostküste der USA hatte verhindert, dass Professor Scott Galloway nach Hamburg fliegen konnte. Doch die Macher der OMR hatten bereits letztes Jahr bewiesen, dass sie mit Krisen umgehen können, und hatten auch nun eine Lösung parat. Kurzerhand wurde eine Satellitenstrecke und ein Übertragungswagen gebucht und zack, Scott Galloway in HD-Auflösung auf der Leinwand.
Sein Vortrag war wirklich ein Highlight. OK, man kann über seine massive Kritik an GAFA diskutieren, aber sein Storytelling und seine Pointen waren großartig. Darüber hinaus, und das ist aus meiner Sicht das Wichtigste bei so einer Veranstaltung, lieferte er Impulse und regte zum Nachdenken an.
Die USA und Europa haben längst einen eigenen 3D-Drucker. Er heißt China.
Von Netflix nach Hamburg
Weitere interessante Vorträge folgten, unter anderem von Sophie Amorouso, deren Geschichte in der Netflix-Serie Girlboss verfilmt wurde.
Und hier das Original auf der beeindruckende Konferenzbühne der OMR18 vor 7.000 Zuschauern.
In der Zwischenzeit begab ich mich auf eine gebuchte Guided Tour. Unser Host war Andre Alpar, SEO-Guru und Online-Marketing Experte der erste Stunde. Unterhaltsam führe er unsere Gruppe an diverse Stände und erläuterte kurzweilig warum er denkt, dass diese Anbieter zu einem Quick Win, so der Name unserer Tour, beitragen könnten.
Als ich zurück in die Conference Hall kam, war dort gerade der Lunch Break. Allerdings standen die Gäste nicht bei Essen und Gesprächen beieinander, sondern hüpften vor der Bühne auf und ab. Dort performte Materia, einer der aktuell angesagtesten Rapper in Deutschland.
Ich gönnte mir zum Essen eine der vielen Sushi Boxen und ließ gemeinsam mit Peter Kreuz den Vormittag Revue passieren. Den Start in den Nachmittag bestritt dann Zalando-Gründer Robert Gentz. Im Interview mit Sven Schmidt (siehe oben) zeigt er sich sehr ruhig und bodenständig und ging zu Beginn auch auf die Verschiebungen im Marketing durch die vorhandene Technologien, und den damit verbundenen Arbeitsplatzabbau, ein.
Danach wurde es wieder international. Aus Australien kamen Kayla Itsines und Toni Pearce auf die Bühne. Beiden sah man ihr Business sofort an. Fitness. Kayla hat über 14 Mio. Follower bei Facebook und über 8 Mio bei Instagram. Beeindruckende Zahlen, die sich natürlich auch entsprechend monetarisieren lassen.
Auch kulinarisch ließ die Qualität der Veranstaltung am Nachmittag nicht nach. Sogar am Platz wurden leckere Kuchenstückchen und frische Erdbeeren gereicht. Sensationell. Auch die Achtsamkeit des zahlreichen „Personals“ gegenüber leeren Flaschen, Servietten und sonstigem Müll, den weniger achtsame Gäste einfach liegen gelassen hatten.
Ein Blick auf die Uhr zeigte dann eine leichte Verspätung auf der Bühne und somit die Erkenntnis, dass ich den Vortrag von Howard Lerman nicht mehr vollständig sehen kann. Den yext Gründer und CEO durfte ich bereits am Vorabend bei einem kleinen Dinner erleben. Auch er wirkte auf der Bühne mit schwarzer Lederjacke wie ein Rockstar und dozierte dabei, unterstützt von zwei Assistenten, über die „Search“-Möglichkeiten durch künstliche Intelligenz.
Auf Lars Ulrich von Metallica musste ich leider verzichten, aber ein weiterer grandioser Service der OMR ist es, die Vorträge kostenfrei auf YouTube bereitzustellen. Apropos Service. Dieser hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt. Auch als ich am Freitagabend an die Garderobe kam, hatten die Menschen dort, nach zwei anstrengenden Tagen, immer noch ein Lächeln und ein freundliches Wort übrig. Ebenso die Security am Ausgang.
Hut ab
Es gab eine große Menge an wertvollem Input auf der OMR, der noch länger nachklingt. Aber am meisten hat mich wirklich der Spirit und die Kundenorientierung begeistert. Ich muss Philipp Westermeyer bei der nächsten Begegnung unbedingt fragen, wie er es schafft, dass über Tausend Volunteers und das ganze OMR-Team seinen Anspruch verinnerlicht haben und dies so grandios umsetzen. Großes Respekt und ein herzliches Dankeschön an die vielen Menschen die es möglich gemacht haben, dass ich mich nicht nur inspiriert, sondern auch sehr wohl gefühlt habe.
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