Die Austin Kleon Triologie
Heute gibt es mal wieder eine Buchempfehlung, und da die letzte Rezension nun doch schon länger zurück liegt, gibt es heute gleich drei zum Preis von einer. Apropos Preis, die drei Bücher kosten zusammen nur 28 Euro und sind jeden Cent wert.
Austin Kleon veröffentlichte im Jahr 2012 ein kleines Büchlein mit dem Titel „Steal like an artist“ (Alles nur geklaut). Das Buch wurde zum New York Times Bestseller und Kleon ein gefragter Blogger und Speaker (Google, Pixar, SXSW, TEDx, Adobe, …). Sein Newsletter hat aktuell über 85.000 Abonnenten, auf Twitter folgen ihm über 100.000 Menschen.
Alles nur geklaut
„Kunst ist Diebstahl“ – Pablo Picasso
In „Alles nur geklaut“ beschreibt Kleon auf erfrischende Art und Weise wie es gelingen kann kreativ zu bleiben. Durch Diebstahl. Nun ist dies keine neue Erkenntnis, was der Autor zu Beginn des Werkes auch auch diverse Zitate unterstreicht.
„Die einzigste Kunst, mit der ich mich beschäftige, ist die, bei der ich klauen kann“ – David Bowie
Jedoch hat er natürlich recht, wenn er uns darauf hinweist. Das er beim Schreiben des Buches genau diese Technik anwendet, also das Klauen, macht es umso klarer. Er zitiert was das Zeug hält und mischt die Erkenntnisse berühmter Personen (die diese selbst geklaut haben) mit seinen eigenen Erfahrungen als Texter und Zeichner. Dass er auch mit sehr einfachen Mittels das Buch illustriert, macht das Lesen noch angenehmer.
10 Wege zum kreativen Durchbruch
Im deutschen Untertitel wird ein Leistungsversprechen abgegeben. 10 Wege sollen aufgezeigt werden. Dabei wählt Kleon teils bekanntes, teils gibt er frische Impulse. In Kapitel 9 heißt es „sei langweilig“. Dies beschreiben auch Hirnforscher wie Gerald Hüther. Durch Langeweile ist sehr wichtig für Lernprozesse und Kreativität. Nicht umsonst kommen uns gute Idee oft unter Dusche, also zu einem Zeitpunkt wo das Gehirn nicht viel zu tun hat.
Kapitel 3 fordert den Lesenden dazu auf, das Buch zu schreiben, welches man selbst Lesen möchte. Dieses Bild gefällt mir. Kleon wählt die Metapher der Fortsetzung und schildert wie er als Kind selbst Teil 2 von Jurassic Park geschrieben hat. Diese Perspektive zeigt auch das Spielfeld auf. Wenn es das was man gerne lesen (hören, sehen) möchte noch nicht gibt, ist das Spiel noch völlig offen und es besteht die Chance auf eine Hauptrolle.
Auf Seite 36 wird zum ersten Mal das Imposter-Syndrom erwähnt. Auch wenn es um dieses primär in „Show your work“ (siehe unten) geht, so hat natürlich der Start überhaupt kreativ zu werden schon viel damit zu tun. Denn wenn ich nichts produziere (Text, Musik, Bilder, Performances, Videos, …) dann kann ich auch nichts zeigen. Es beginnt also bereits hier, es gilt ins Tun zu kommen und kreativ zu sein. Dabei hilft der Diebstahl enorm.
Diebstahl hört sich allerdings sehr nach Plagiat an. Aber so meint es Austin Kleon nicht. Im Buch erklärt er den Unterschied und fasst dies in der nachstehenden Tabelle schön zusammen.
Bereits im Jahr 2012 gab Austin Kleinen einen TEDx Talk mit dem Titel „Steal like an Artist“
Show your work
Der Titel des gelben Buches der Triologie wurde für den deutschen Markt nicht übersetzt. Allerdings befindet sich auf dem Titel ein runder Kreis mit dem Text „Zeig, was du kannst!“ und das trifft es dann doch ganz gut. Im Untertitel verspricht das Buch „10 Wege, auf sich aufmerksam zu machen“.
„Show your work“ ist in erster Linie ein Mutmacher. Kleon beschreibt auch in seinem zweiten Bestseller sehr unterhaltsam warum mensch sich trauen soll seiner Leidenschaft zu folgen und darüber zu schreiben, Filme drehen, Podcast produzieren, usw.
Jeder der nur ansatzweise am Imposter-Syndrom (oder Hochstapler-Syndrom) leidet, kennt die Zweifel: Ist das wirklich gut genug? Das wissen andere doch sicher besser? Wer bin ich denn das ich anderen Tipps gegen möchte? usw. Austin Kleon ermutigt sein Wissen zu teilen und gibt praxisnahe Tipps wie der Start gelingen kann. Beispielsweise rät er einfach seine Arbeit zu dokumentieren und diese dann zu teilen.
„Teilen ist eine Frage der Großzügigkeit. Du machst etwas öffentlich, weil du glaubst, es könnte jemand auf der anderen Seite des Bildschirms weiterhelfen oder ihn unterhalten.“ – Austin Kleon
Austin Kleon beschreibt das Teilen als Aktivität innerhalb einer Gemeinschaft. Er betont dabei, und das entspricht exakt meiner Sichtweise, dass man selbst zunächst Fan von etwas sein muss, wenn man selbst Fans generieren möchte. Oder wie schon oft an anderer Stelle auf dieser Webseite gesagt: Es muss eine Verbindung entstehen und dies passiert nicht durch Einbahnstraßen-Kommunikation.
Eine weitere sehr wesentliche Botschaft des kleinen gelben Ratgebers ist es, sich ein eigenes Online-Plätzchen zu schaffen. Einen Ort der Unabhängigkeit für eigene Inhalte. Wer ausschließlich innerhalb sozialer Netzwerke wie LinkedIn, Facebook, Twitter & Co. Inhalte platziert, oder Plattformen wie Medium zur Veröffentlichung nutzt, macht sich von diesen Anbietern abhängig. Stellt ein Anbieter seine Plattform ein, ändert das Geschäftsmodell oder wird übernommen, können die über Jahre aufgebauten Inhalte ganz plötzlich weg sein.
Auch dies ist keine neue Erkenntnis. Kann aber gar nicht oft genug erwähnt werden, sowohl für Anfänger:innen die sich überlegen wo sie zukünftig publizieren wollen, noch für Unternehmen die kein eigenes Blog oder ähnliche Formate nutzen.
Die 224 Seiten sind schnell konsumiert, machen viel Freude, liefern Impulse und animieren insbesondere seine Leidenschaft und Wissen zu teilen. „Show your work“ ist ein echter Mutmacher. Ali Abdaal, ein britischer Blogger, beschreibt das Buch als „life changing“ – und das zu Recht. Nach eigener Aussage hat es ihn dazu inspiriert seinen eigenen Blog, parallel zum Medizin-Studium, zu starten. Bald ging Ali dazu über auch Videos über sein Studium und zu Produktivität-Hacks zu veröffentlichen. Heute, nur 5 Jahre später hat er auf YouTube 1,5 Mio. (!) Abonnenten, einen erfolgreichen Blog inkl. dem obligatorischen Newsletter und einen Podcast.
Nicht jeder wird nach der Lektüre zum Millionär, dennoch ein schönes Beispiel dafür was möglich ist, wenn die eigene Arbeit, für die man wirklich brennt, das Licht der Welt erblickt.
Gib nicht auf!
„Keep Going“ erschien im Jahr 2019, ein Jahr später war dann auch die deutsche Version unter dem Titel „Gib nicht auf!“ verfügbar. Das blaue Büchlein trägt den Untertitel „10 Wege für mehr Kreativität an guten und schlechten Tagen“.
Kleon vs Kondo
In Kapitel 1 grüßt den Leser täglich das Murmeltier. Der Autor empfiehlt unter anderem Listen zu führen um Struktur und Freiraum zu schaffen, damit die Kreativität sich entfalten kann.
Im Gegensatz dazu heißt es in Kapitel 8 „Im Zweifel -aufräumen!“. Kleon widerspricht Marie Kondos Bestseller „Magic Cleaning“ und plädiert dafür zwischen Werkzeugen und anderen Materialen zu unterscheiden. Während Werkzeuge aufgeräumt und funktional griffbereit sein sollen, können Materialen im Chaos versinken, da sich dort Kreativität entfaltet. Auch beim aussortieren alter Bücher widerspricht Kleon der Aufräumen-Expertin. Während sie strikt untersagt ein Buch aufzublättern, ist Austin Kleon dafür dies ganz bewusst zu tun um somit frische Impulse aus alten Materialen zu erhalten.
Insgesamt ist das dritte Buch nach meinem Geschmack nicht ganz so erfrischend wie die ersten beiden. Dennoch gibt es auch hier für 10 Euro jede Menge Tipps um am Ball zu bleiben und Hinweise darauf wie und wo Kreativität gefördert werden kann.
Der Flugmodus ist nicht bloß eine Einstellung auf deinem Handy: Er kann auch Lebenshaltung sein.
Wie schon Anja Förster und Peter Kreuz, empfiehlt „Keep going“ auch zu lernen Nein zu sagen. Das kennen wir auch von Warren Buffet und anderen erfolgreichen Menschen. Leider vergessen wir das im Alltag sehr oft (also ich zumindest), und so ist dieser wichtige Hinweis immer sehr willkommen.
gleichherzig
Ich mochte auch den expliziten Hinweis darauf aus der eigenen Blase auszubrechen, aber nicht völlig ziellos und schon gar nicht in Bereiche die nicht zu uns passen. Austin Kleon hat dies wunderbar formuliert.
Er sagt dazu: „Dabei fördert die Interaktion mit Menschen, die ausgerechnet nicht unsere Einstellungen teilen, dass wir unsere Einstellungen und Überzeugungen überdenken. Möglicherweise bestärkt sehen, aber eben mitunter auch durch andere, bessere ersetzten. Wenn wir uns die ganze Zeit mit Gleichgesinnten umgeben, haben wir immer seltener die Gelegenheit, uns selbst neu auszurichten.“
Die Beschreibung „gleichherzig“ übernimmt Kleon von Alan Jacobs, dem Autor von „How to Think“. Jacobs sagt zusammengefasst: „Gleichherzig sind Menschen die von Natur aus offen sind, zuhören können, die großzügig, freundlich, fürsorglich und umsichtig sind. Die erst nachdenken wenn sie etwas sagen und vor allem Menschen mit denen du dich wohl fühlst.“
Die Trilogie
Ich mag diese drei Bücher. Nicht nur der Inhalt, auch das Format und die Art und Weise der Informationsvermittlung. Kein schweres Sachbuch, luftig-leichte Kost, die dennoch schöne Impulse gibt.
Mit Trilogien ist es ja immer so eine Sache. Welcher Teil ist der Beste? „Die Gefährten“, „die zwei Türme“ oder „Die Rückkehr des Königs“? Nun, in diesem Fall würde ich mich für die goldene, Pardon, die gelbe Mitte entscheiden. „Show your work“ hat mich am meisten inspiriert. „Alles nur geklaut“ folgt knapp dahinter, da auch der erste Teil inspirierend daher kommt. Auch „Gib nicht auf!“ hat seine Berechtigung, da es nochmals eine sinnvolle Ergänzung zu Band 1 ist. Dennoch ist das blaue Büchlein einen Tick schwächer als die anderen beiden.
Alles in allem kann ich die Trilogie sehr empfehlen. Weitere interessante Buchempfehlungen findest Du hier.
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