Kurz vor 9 Uhr am Montagmorgen. Im 4. OG des Gebäude 21 auf dem SAP-Gelände bildet sich ein kleiner Rückstau am Check-in. Schnell stellt sich heraus was der Grund hierfür ist. Die Namensschilder müssen sich die Gäste selbst gestalten, inkl. einer Frage, einem Traum oder einer Feststellung. Eine schöne Unterstützung um ins Gespräch zu kommen und irgendwie auch rebellisch. #rebelsatwork
Traum, Frage, Fakt oder Kaffee
Dann geht es hinein und kaum ist die Jacke abgelegt, fragt mich mein Garderobennachbar Kilian auch schon zu meinem Traum auf dem Namensschild. Es funktioniert. Ins Gespräch kommt man auch ganz klassisch in der Schlange vor der Kaffeemaschine. Dort ist neben weiteren Koffeinbedürftigen unser Gastgeber Peter Kreuz zu finden. Herzliche Begrüßung, Schuhvergleich (rote Sneaker) und weiter geht’s. Meine Kollegin Sandra und ich schauen uns schon mal den Veranstaltungsraum an, machen erste Bilder und suchen uns ein Plätzchen. Die Deko, sowie die Utensilien auf dem Tisch versprechen einen außergewöhnlichen Vormittag.
Begrüßung und erste Streicheleinheiten fürs rebellische Ego. Anja & Peter berichten über die handverlesene Gästeliste. 60 Gäste sind im Raum, Bewerbungen für das Invitation-only-Event gab es über 300. Die meisten kommen aus der Region. Der Preis für die weiteste Anreise geht nach Südtirol. Aber auch Hamburg, Essen, Zürich oder München wissen zu beeindrucken. Wie gesagt, es ist Montagmorgen.
Rebellenpower by Cawa
Es gibt eine kurze Intro des Hausherren Cawa Younosi, der am liebsten gleich durchstarten würde, aber nochmals gebremst wird. Denn es gilt auch Danke an das Organisationsteam zu sagen und einen Ausblick auf die nächsten Stunden zu geben.
Dann kommt der Schokoladenkeks ins Spiel. Wir haben diesen beim Check-in erhalten. Ich wollte ihn eigentlich gleich essen, habe ihn dann aber doch in meiner Jacke verstaut. Auch das ist ungünstig, denn für die anstehende Aktivierungsübung wird der Keks benötigt. Auf der Rückseite ist ein Wort aufgeklebt. Jedes Wort gibt es zweimal. So finden sich Pärchen, die sich drei Dinge über sich selbst erzählen.
Ich also raus aus dem Saal zur Garderobe. Mit mir noch drei andere Rebellen. Klar, dass meine Kekshälfte nach kurzem Check genau neben mir steht. Lustig, und irgendwie auch schon wieder rebellisch. Eben nicht wie geplant.
Wahrheit vor Mehrheit vor Hierachie
Dann darf der energiegeladene Cawa Younosi, Head of Human Resources Germany bei SAP, endlich die Bühne rocken. Was für ein Typ – im besten Sinne. Er berichtet von gegen Widerstand umgesetzten Projekten mit großem Erfolg und Zuspruch bei den SAP Mitarbeitenden. Von RemoteWork, Lunchbeat, Co-Leadership in Teilzeit und einem Einkaufsprogramm für mobile Endgeräte. Coming Soon, die WauWau-App um eine Hundebetreuung zu organisieren. Wau, äh wow!
Doch! Mindset
Er spricht von Rebellentum und unterstreicht dies mit „Doch!“, „Mitstreiter suchen“ und „Vertrauen verdienen“ auf seinen Folien. Alle die lernen möchten wie man wirkungsvoll präsentiert, können sich hier etwas abschauen. Nach ca. 15 Minuten kommt es wie es kommen musste. Masken auf, Musik an und los geht’s: Shaken.
Mitstreiter
Nach der Bewegung steht Selbstreflexion an. Auf einem „Rad“ bewerten wir in den Kategorien Gesundheit, Beruf & Karriere, Freunde & Familie, Persönliches Wachstum, Geld & Finanzen, Premieren & Abenteuer, Hobbys & Freizeit sowie Purpose, wie zufrieden wir in diesen Segmenten sind. Jeder geht einige Minuten in sich, skizziert auf dem Arbeitsblatt seine Einschätzung und tauscht sich dann darüber mit dem Nachbarn aus. Ein Moment der Ruhe und der Wertschätzung sich selbst, aber auch dem Partner, seiner Offenheit und seiner Geschichte gegenüber.
Gartengestaltung by Förster Kreuz
Im Anschluss nehmen uns Anja & Peter mit in ihren Garten. Genauer gesagt dessen Gestaltung. Anhand der unterschiedlichsten Tätigkeiten skizzieren die beiden vier verschiedene Persönlichkeiten.
Machtlos – Menschen die machen was ihnen gesagt wird. ist die Aufgabe erledigt warten sie bis ihnen jemand die nächste Aufgabe überträgt
Umsetzer – Menschen die ebenfalls ihre Aufgaben erledigen, aber schon etwas aktiver sind uns sich nach Abschluss der Arbeit selbständig die nächste Aufgabe abholen bzw. diese identifizieren und angehen.
Problemlöser – Solche kümmern sich wirklich, aber das Ziel vor Augen. Der Problemlöser macht sich Gedanken, schlägt verschiedene Lösungen vor und zieht bei Bedarf andere hinzu die unterstützen können.
Gestalter – Die aktivste Form des tun. Die Lösung wird selbst gestaltet, Hindernisse auch gegen Widerstände überwunden und solange an der Lösung gearbeitet bis sie gefunden ist.
Mitgestalter
Dazu passt ganz hervorragend, dass bei uns in der Unternehmensgruppe die Mitarbeitenden seit Jahren durchgängig als Mitgestalter bezeichnet werden. Dies ist nicht nur eine Worthülse, sondern die Einladung an jeden einzelnen nicht nur die Zukunft des Unternehmens mitzugestalten, sondern auch die eigene. Jeder soll sein Potenzial bestmöglich entfalten können und am richtigen Platz sein.
5×5 Einblicke
Im Format 5x5x5 wartet dann das nächste Highlight auf uns Teilnehmer. 5 Rebellen teilen in jeweils 5 Minuten ihre eigene Geschichte und können im Anschluss weitere 5 Minuten dazu befragt werden.
Peter Turi
Peter beeindruckt durch seine offene Schilderung seiner beruflichen Geschichte – großes Scheitern inbegriffen. Aber gleichzeitig ist er auch ein sehr gutes Beispiel für ein rebellisches Mindset, fürs an sich selbst glauben und nicht aufgeben, sowie Geduld. Diese müssen wir aufbringen, auch wenn es uns schwer fällt, sagt er. Seine These „Wir müssen jeden Tag Empathie für den Markt entwickeln“ teile ich absolut. Diese geht bei ganz vielen Unternehmen völlig unter, da diese mit sich selbst beschäftigt sind. Im Cluetrain-Manifest sagt These #53 „Zwei Gespräche finden gleichzeitig statt. Eines im Unternehmen. Das andere mit dem Markt.“
Bernhard Schmidt
Auch Bernhard hat eine spannende Schilderung seines Weges im Pharma-Konzern mitgebracht – große Widerstände inklusive. So musste er sich bei der Vorstellung einer „digitalen Idee“ in einem Management-Gremium die Frage stellen lassen, wie viel Umsatz das Unternehmen heute mit digitalen Inhalte macht: Seine Antwort „eher wenig“. Danach die Frage wie viel Umsatz mit einem der Hauptprodukte in seinem Fachbereich. Seine Antwort „Mehrere Milliarden“. Darauf hin erhielt der den Hinweis, dass „er das digitale Zeugs doch lassen sollte“. Doch Bernhard wäre natürlich kein Rebell, wenn er dies gemacht hätte. Er berichtet aber auch, dass es nicht einfach ist gegen den Mainstream anzuschwimmen. Rebellen benötigen viel Energie und, wie Cawa am Morgen schon sagte, Mitstreiter. In der Fragerunde berichtete Bernhard dann auch, dass er Mentoren hat, die ihn unterstützen. Das Beispiel des Dialogs im Management zeigt sehr gut wie in vielen Unternehmen Shareholder Value alles dominiert und den Blick in die Zukunft unmöglich macht. Manager die nach Umsatz mit etablierten Produkten oder nach Aktienkurs bezahlt werden, haben kein Interesse an der Zukunft, für sie zählt nur das nächste Quartalsergebnis. Die Beispiele in denen dies schief ging sind bekannt. Kodak, Nokia, …
Antonia Zorn
Antonia ist eine beeindruckende junge Frau. Mit 21 war sie schon SAP-Beraterin und über 180 Tage im Jahr bei und für Kunden unterwegs. „Nebenbei“ baute sie mit Unterstützung ihres tollen Chefs Andreas eine Innovator Challenge mit 35 Teilnehmern auf, die sich mit Lernen beschäftigte. Dies war 2016. Aktuell hat das Programm weltweit über 800 Teilnehmer. Aber auch sie musste sich die Frage stellen lassen „Was es bringt und wie man Erfolge misst“. Daraufhin gab es in der Aufgabestellung für die nächste Challenge zusätzliche Fragestellungen mit mehr Businessbezug. Dies führte im Ergebnis dazu, das viele Marketingvideos erstellten und der Fokus auf das eigentliche Ziel etwas verloren ging. Die Fragen wurden infolge dessen wieder entfernt.
Katharina Krentz
Katharina wurde als „Frau WOL in Deutschland“ vorgestellt. Auf Twitter folgen ihr über 5.000 Menschen. WOL steht für „Working out lout“ eine Methode die John Stepper bekannt gemacht. Auch Katha (sie mag die Kurzform) ist ihren eigenen Weg gegangen. Von der Direktionsassistentin über Social Media zu WOL. Wie schon Antonia, hatte auch Katha das Glück einen Chef zu haben, der Potenzial erkannt hat und dieses nicht für sich behalten, sondern Kathas Zukunft fördern wollte. Sie startete dann mit WOL bei Bosch und hatte ein Jahr lang Zweifel ob es sich durchsetzt. Aber das schöne bei solchen Entwicklungen ist ja heute, dass man schnell eine Community findet oder gar aufbauen kann. Mitstreiter mit gleichen Werten und rebellischem Mindset gibt es überall. Auch ihr Problem ist es jedoch, dass die Methode bzw. deren Ergebnisse nicht im klassischen Sinne messbar sind. Aber auch in diesem Punkt hilft die Community. Inzwischen tauschen sich viele WOL-Experten in Deutschland untereinander aus und gehen gezielt der Frage nach, wie ein messbares Kriterium etablierbar ist. Erfolge gibt es aber in großer Zahl, nämlich die Weiterentwicklung jedes einzelnen Menschen, der an WOL teilnimmt. „Das skaliert nicht“ ein Buzzword unserer Zeit skizziert aber häufig noch die Bewertung der persönlichen Potenzialentfaltung einzelner Mitgestalter.
Jan-Erik Stelz
Den Abschluss der inspirierende Runde machte dann mit Jan-Erik nochmal ein Rebell aus der Softwarebranche. Dort sprechen ja alle nur noch über „agil“. Jan-Erik hat sich intern mal umgehört und festgestellt, dass die Agilität mitunter dann doch nur halbherzig gelebt wird. Warum das so ist hat er auch gleich nachvollziehbar beantwortet: „Kultur geht nicht Top-Down“. Es bedarf einer Graswurzelbewegung um solche Veränderung nachhaltig in die DNA eines Unternehmens zu integrieren. Sehr schön ist Jan-Eriks, der ein sehr großen Programm bei SAP leitet, Ziel sich selbst überflüssig zu machen. Aber auch er weist nochmals darauf hin, dass Veränderung vor allem auch Zeit und Geduld benötigen.
Nachdem alle 5×5 Speaker ihren verdienten Applaus erhalten fassen Anja & Peter nochmal zusammen und beschliessen die Runde. Während ein großer Teil der Teilnehmer eine kleine Führung durch das SAP Innovation Lab genießt, nutzen wir die Zeit zum Netzwerken und sprachen vor allem mit Anja und Peter über diese sowie weitere Veranstaltungen, über Rebellen-Spirit und vieles mehr. Selbstverständlich vernetzten wir uns auch mit anderen Teilnehmern und vertiefen mit dem ein oder anderen 5×5-Speaker das zuvor gehörte.
Dann ist es auch schon wieder Zeit für den Aufbruch. Wir sammeln noch die Geschenke der Gastgeber ein und sagten ein herzliches Dankeschön. Es war ein sehr wertvoller Tag. #rebelsatwork
Bildnachweis:
Titelfoto: Hannah Friedel
Bilder im Artikel: wie angegeben (Hannah Friedel und Karsten vom Bruch)
Wenn nicht anders angegeben: Oliver Heim
Wenn du bis an diese Stelle gelangt bist, hast du mir und meinen Gedanken Zeit gewidmet. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken, denn Zeit ist ein sehr wertvolles Gut. Solltest du das Gefühl haben, dass die Zeit gut investiert war, dann teile doch bitte den Artikel über ein Social Network deiner Wahl. Einfach den entsprechenden Share-Button unterhalb dieser Zeile anklicken. Vielen, vielen Dank.