„… an iPod, a Phone and an Internet Communicator. An iPod, a Phone …“ Jeder Apple-Fan kennt diesen Moment, als Steve Jobs in seiner Keynote am 9. Januar 2007 nach ca. 3 Minuten das große Geheimnis lüftetet und das erste iPhone vorstellte.
Das Mahnmal
Heute ist auch der neunte Tag des Jahres und in den Social Media gedenken viele User diesem Tag vor 13 Jahren der die Welt veränderte. Doch dieser Tag sollte vielmehr als ein Rückblick auf einen historischen Moment sein. Er ist ein Mahnmal für alle Unternehmen die glauben sie sitzen fest im Sattel, Firmen die denken „uns kann nichts passieren“, erfolgreiche Gesellschaften die sich auf einer guten Marktposition ausruhen und über junge und agile Herausforderer lachen.
Vor genau drei Jahren schrieb ich schon einmal über den 9. Januar und was andere große Konzernchefs auch Jahre später noch so von sich geben, ohne an die Veränderung der Musik- oder Mobilfunk-Branche zu denken. Auch Nokia lachte damals über Apple, verkaufte man doch in 2006 noch 70 Mio. Handys.
Heute möchte ich an einen anderen CEO eines Tech-Giganten erinnern. Steve Ballmer war am 9. Januar 2007 CEO von Microsoft. Auch er sah die Präsentation aus dem Moscone Center in San Francisco. Und er brauchte nicht lange um seine Meinung kundzutun.
Steve Ballmer massive Fehleinschätzung
„Das iPhone hat keine Aussicht auf nennenswerte Marktanteile – nicht die geringste. […] Schon möglich, dass sie gut daran verdienen. Doch schaut man sich die 1,3 Milliarden Handys mal genauer an, die über den Ladentisch gehen, dann ist mir die Tatsache, dass 60, 70 oder 80 Prozent davon mit unserer Software laufen, mehr wert als die zwei oder drei Prozent, die sich Apple vielleicht sicher kann.“ [1]
2012 erzielte Apple nur mit dem iPhone mehr Umsatz als Microsoft mit allen seinen Produkten zusammen. [2]
Ballmer ist das Paradebeispiel für Top-Manager die aus der Vergangenheit nichts gelernt haben. Schon lange vor dem iPhone wollte der damalige Microsoft-CEO mit dem Zune den MP3-Player Markt aufmischen. Das Gerät war auch wirklich richtig gut, aber Microsoft hatte keine Vision. Man wollte lediglich im endlichen Spiel um Marktanteile, Umsatz und Quartalszahlen mitspielen.
Als Apple den iPod auf den Markt brachte gab es bereits vier Jahre MP3-Player von Rio, Sony und anderen Marken. Ein hart umkämpfter Hardware-Markt. Aber Apple ging es bekanntlich nicht um einen MP3-Player sondern um die Art und Weise wie Menschen Musik in Zukunft konsumieren. Sie spielten ein unendliches Spiel, wie es Simon Sinek in seinem neuesten Buch beschreibt.
Das unendliche Spiel
Wie schon vor drei Jahren frage ich mich auch 2020 immer noch, wie ganze Branchen Entwicklungen verschlafen weil sie nur nach dem alten Spiel spielen und Shareholder Value im Kopf haben. Versicherungen und Banken verhalten sich weiterhin wie vor 10 Jahren, während Banken wie N26 oder reine Online-Versicherungen das Spiel verändern. Industrie und Handwerk werden durch 3D-Drucker disruptiv durcheinander gewirbelt, doch kaum jemand spricht darüber, dass ganze Häuser innerhalb weniger Tage aus dem Drucker kommen und kaum etwas kosten. Wie wird dies wohl die Baubranche verändern?
Simon Sinek beschreibt es in „Das unendliche Spiel“ sehr treffend. Wer ein endliches Spiel spielt, ist irgendwann am Ende. Der Autor von Start with Why schreibt: „Wer im unendlichen Spiel der Wirtschaft Erfolg haben will, darf nicht länger darüber nachdenken, wer gewinnt oder der Beste ist. Er muss sich stattdessen darauf konzentrieren, wie sich so starke, solide Organisationen aufbauen lassen, dass sie über viele Generationen im Spiel bleiben können.“
Erfolg ist nie das Ziel
Dies gelingt in der Regel nur, wenn man sich einem größeren Ziel verschreibt. Erfolg ist etwas das er-folgt, die Folge von etwas. Niemals ist Erfolg oder Geld das Ziel, es ist immer ein Ergebnis.
Der Erfolg des iPhones basiert auf der damit einhergehenden Vision von Apple Freiheit zu generieren, indem aus mehreren Geräten eines wird, welches unfassbar leicht zu bedienen ist. Im oben verlinkten Video sieht und hört man bspw. wie Steve Jobs über die iPod-Funktion des iPhone spricht. Bekanntlich war er ein großer Musikliebhaber. Er brennt sichtlich als er erwähnt, dass man nun seine Musik über die Touchoberfläche berühren kann. Es ging nicht um potenzielle Verkaufszahlen, es ging um die Veränderung der Welt – nicht mehr und nicht weniger.
[2] https://www.vanityfair.com/news/business/2012/08/microsoft-lost-mojo-steve-ballmer
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