Das war sie also, die OMR 2019. Sagt man die? Passt eigentlich nicht. Heißt es das OMR Festival? Oder einfach nur #OMR19, so ganz ohne Artikel? Egal. Ich war zwei Tage in Hamburg und wurde erneut mit Input überschüttet. Die Eindrücke und Inhalte sind so zahlreich und vielfältig, dass es kaum zu verarbeiten ist. Das Gehirn muss auf Hochtouren arbeiten. Nun möchte ich mit etwas Abstand einige Eindrücke teilen. Ich habe dabei möglichst viel Bild und Videomaterial verwendet um einerseits zu transportieren wie sich das Event anfühlt, und andererseits dir möglichst viel Input mitzugeben.
300 Speaker – Input Overload
Über 300 Speaker, 400 Aussteller, 170 Masterclasses, die größte Leinwand Europas – eine Superlative jagt die Nächste und begeisterte 52.000 Besucher in der Hansestadt. Deep Dive Stage, Big Picture Stage und Conference Hall, riesige Bühnen vor denen Zuschauermassen alle 20 Minuten neuen Input aus der Welt des Online-Marketing, E-Commerce oder Content Creation erhalten. So wurde #OMR19 im Vorfeld beworben.
Lautlos durch Hamburg
Mein Hamburg-Aufenthalt begann jedoch ganz anders. Wohltuend ruhig, klein aber fein und voller Inspiration. Apropos ruhig, so gestaltete sich schon die Anfahrt zum Event. Via App orderte ich ein MOIA-Shuttle. MOIA ist ein Elektro-Kleinbus von VW, der als Pick-Up-Shuttle in Hannover und Hamburg unterwegs ist. Es war eine Wohltat lautlos durchs morgendliche Hamburg zu gleiten.
House of New Work
Willkommen im House of New Work hieß es am Dienstag morgen. Eingeladen hatten die beiden Unternehmer und Macher des Podcast „On the way to New Work“, Christoph Magnussen und Michael Trautmann. Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich gut 100 Gäste im im Vitra Showroom in der Königsstraße ein.
Nach der Begrüßung hielten Christoph und Michael zum ersten Mal gemeinsam einen neuen Vortrag, der die Erkenntnisse aus 130 Podcast-Folgen zusammen fasst. Auch wenn man als Stammhörer natürlich das meiste inhaltlich kannte, so war die persönliche Note und die geballte Erkenntnis nochmal etwas besonders. Nach einer kleinen Pause zur Stärkung und zum Netzwerken ging es mit Raphael Gielgen weiter. „Rapha“ ist Trendscout für Vitra.
Er bereist an ca. 150 Tagen im Jahr die Welt und spürt Trends aus allen Bereichen des Lebens nach, die dann in Ideen für Vitra münden. Sein Vortrag war Inspiration pur. Nicht alles direkt in den Alltag übertragbar, aber man konnte im Raum förmlich spüren, wie die Gehirne ratterten und ich bin sicher, das viele Besucher im Nachklang noch einiges von Raphaels Input mitnehmen. der Vortrag wurde nicht aufgezeichnet, aber nachstehend gibt es eine Alternative aus dem Februar 2019.
Live-Podcast
Eine erneute Pause brachte spannende Gespräche mit sich und im Anschluss wurde live eine neue Folge für den Podcast „On the way to New Work“ aufgenommen. Gast war Jan Teunen, Berater und u. a. Co-Autor von „Officina Humana“ einem Buch das sich mit dem Büro als Lebensraum für Potentialentfaltung beschäftigt.

Alles wirkliche Leben ist Begegnung
Das schöne an der Live-Aufnahme ist, dass du dir das vollständige Interview anhören kannst:
Nachdem ich mich endlich auch mal persönlich bei Michael und Christoph bedanken konnte, sowie einen kurzem Austausch mit Raphael, ging es dann in Richtung Messehalle.

Kontraste
Da ich bereits am Vorabend eingecheckt hatte, konnte ich direkt die Garderobe ansteuern und mich anschließend ins Getümmel stürzen. Wegweiser war natürlich die OMR-App, in der ich zuvor die für mich interessanten Inhalte markiert hatte. Doch als erstes nahm ich Kontakt auf. Nein, nicht mit einem Außerirdischen, sondern mit Peter Kreuz. Mit dem Keynote-Speaker und Beststeller-Autor (gemeinsam mit seiner Frau Anja Förster) durfte ich schon Zeit im Rahmen von #OMR18 verbringen und so hatten wir uns auch für die #OMR19 verabredet. Wenige Minuten später stellten wir gemeinsam fest, dass es in diesem Jahr kein Sneaker-Match gab. Kurzer Check wo wir gemeinsame Überschneidungen in der Programmwahl hatten und los ging es. Unter anderem wollten wir uns Christian Solmecke, den „YouTube-Anwalt“ ansehen. Doch in die Halle war kaum reinzukommen. Auf der so genannten Deep Dive Bühne lümmelten Joko Winterscheidt und Fynn Kliemann auf einem Sofa und unterhielten sich über die Medienmacher des 21. Jahrhunderts.
Nach dem Ende des Talks strömten viele junge Menschen aus der Halle und es wurde etwas übersichtlicher. Auf der Bühne erschien dann Christian Solmecke. Er berichtete darüber wie und wann er als Anwalt begonnen hat auf YouTube Content zu teilen. Zwischenzeitlich hat er nach eigener Aussage über 10.000 (!) Mandanten via YouTube gewonnen. Der YT-Kanal seiner Kanzlei geht auf eine halbe Million Abonnenten zu. Videos wie „20 Dinge die Lehrer nicht dürfen aber trotzdem machen“ erzielen bis zu 2 Mio. Views. Sein Erfolgsrezept ist dabei denkbar einfach: Regelmäßigkeit, Kundenbedürfnisse erkennen und Authentizität. Wir werden dies später noch einmal hören.

Im Anschluss begab ich mich auf den ersten Rundgang und versuchte mir einen Überblick über die vielen Aussteller zu verschaffen. In der Halle B6 reihten sich wie schon im Vorjahr ein Auststeller an den anderen. Primär waren Spezialisten aus den Bereichen E-Commerce, Performance-Marketing, Content-Marketing, Targeting, Analyse, Daten, Conversion, usw.
In Halle B5 warteten die „Großen“ auf Besucher. Google, Adobe, Facebook, usw. waren genauso vertreten wie auch bspw. yext und uberall, mit denen ich zusammenarbeiten darf.
Ich hatte einige gute Gespräche und somit schnell die letzten Vorträge des Tages verpasst. So ging es direkt zu einer der vielen Abendveranstaltungen. In meinem Fall ein kleines Dinner über den Dächern von Hamburg.
Tag 2 – Die OMR Konferenz
Am nächsten Morgen hieß es pünktlich in Halle B7 der Conference Stage zu sein. Fast schon traditionell eröffnete OMR-Erfinder und -Macher Philipp Westermeyer die große Konferenzbühne. Mit seinem bekannten „State of the German Internet“ gab er uns wiederholt einen guten Einblick wo die deutsche Internetszene aktuell im Vergleich zur USA und zu China steht. Außerdem konfrontierte er uns mit den aktuellen 7 Todsünden und zeigte dadurch Trends und Chancen auf.
Die Inhalte die Philipp hinter den Todsünden ausgepackt hat sehr interessant. Drop, Meme, Maßlosigkeit auf Instagram usw. Das Gute an Philipps Inhalten ist immer, dass es nicht nur Theorien sind die er platziert, sondern für alle Trends oder Erkenntnisse konkrete Beispiel aufgezeigt werden. In Bezug auf die Möglichkeiten via Instagram schnell, einfach und echt eine hohe Zahl an Fans aufzubauen sagte er ganz richtig:
Man darf halt nicht jede Story mit der PR abstimmen und auf das CI prüfen.
Und hey, der Mann hat jetzt ein eigenes Magazin, welches in Kooperation mit dem Hamburger Abendblatt herausgegeben wird. Ausgabe 1 liegt mir vor und ich muss sagen, das Ding ist inhaltlich wie optisch richtig gut. Ich bleibe am Ball und hoffe die nächsten Ausgaben halten das Anfangsniveau.

Der Stargast
Im Anschluss durfte der Stargast des Vormittags auf die Bühne. Bestseller Autor Yuval Harari sprach insbesondere zu künstlicher Intelligenz, was den Vortrag von Philipp gut ergänzte.
https://youtu.be/c-Y7TQCaD38
Die Maschine kennt uns besser als unsere Familie – die Frage ist was wir daraus machen.
Angeblich soll Harari ab einer Gage von 250.000 Euro auftreten, aber auch er musste gestehen, noch nie auf einer so großen Bühne, bzw. vor so vielen Menschen gestanden zu haben.

Key takeaway: „Keep in mind: You are hackable animals!“ (@harari_yuval) #OMR19
— OMR (@OMRockstars) 8. Mai 2019
Ein weiterer bekannter Name ist Headspace, DIE Meditations-App mit über 10 Mio. Installationen weltweit. Der ehemalige Mönch Andy Puddicombe erfand 2010 die erste Meditations-App. Heute gibt es über 3.000 solcher Apps in den Stores. In Deutschland gibt es ebenfalls viele Kopien, wie bspw. 7Mind. Doch Headspace ist auch hier gut positioniert und wird nun, da es auch seit kurzem eine deutschsprachige Version gibt, sicher weiter wachsen.
Dialog zwischen Menschen
Bozoma Saint John hat viele beeindruckende Titel in ihrer Vita stehen. Aktuell ist sie CMO von Endeavor. Davor war sie unter anderem als VP Marketing von Pepsi, CMO von Apple Music oder CBO von uber unterwegs. Wow. Und so kam dann nicht nur optisch etwas Glamour auf die OMR-Bühne (Video startet an der richtigen Stelle, nicht vom Vorschaubild irritieren lassen).
Das Insta-Game von Gen Z
Die große Bühne betrat dann eine junge Journalisten aus den USA, die für „The Atlantic“ die sozialen Netzwerk und Generation Z analysiert. Angeblich hat sie noch nie einen Vortrag gehalten und stand nun vor 7.000 Leuten. Respekt.
Taylor Lorenz bestätigte in ihren Ausführungen , dass Instagram die Plattform für alle Jugendlichen ist, die in diesem Jahrhundert geboren wurde. Facebook & Co spielen haben keine Relevanz. Dabei spielen interessanterweise die Bilder überhaupt keine Rolle.
It’s not about the photos!
Die Bilder die gezeigt werden sind lediglich der Start für einen Dialog. Dabei müssen diese echt und vor allem in Realtime sein. Eine Bearbeitung via Photoshop & Co. kommt nicht in Frage. Die Jugendlichen unterhalten sich, verabreden sich zu Parties (für die sie eigene Accounts anlegen) und zeigen Freunden ihr echtes Leben. Wer heute Jugendliche digital erreichen will, muss den Kontakt via Instagram suchen.
Auch interessant: Im Bereich der Schulen hat sich die digitale Kommunikation in den Chat innerhalb von Google Docs verlagert. In vielen Schulen in den USA wird kollaborativ Google Docs eingesetzt. Die Schüler arbeiten in Gruppen gemeinsam an einem Dokument. Innerhalb der Software gibt es eine Chat-Funktion, über die sich die Teens fleißig unterhalten und verabreden. Mal sehen, wann Google dort Werbung zulässt.
Ein interessantes Beispiel gab uns Taylor noch mit einem Account, der jeden Tag das gleiche Bild postet. Blödsinn, möchte man auf den ersten Blick meinen. Jedoch hat dieser Account eine bestimmte Wertgemeinschaft als Follower und jeden Tag tauschen sich diese Menschen unterhalb des Bildes aus. Das Bild selbst hat keine Relevanz, es bildet nur den Rahmen für den Dialog unter Menschen die sich für gleiche Inhalte und Werte interessieren. Spannend.
7.000 Menschen meditieren zusammen
Andy hat zunächst einmal das Licht dimmen lassen und mit 7.000 Besucher eine kurze Meditation durchgeführt. Danach gab es einen kurzen Abriss zur Entstehungsgeschichte und Entwicklung von Headspace. Eine Success-Story voller Achtsamkeit.
Nach der Pause schon ging es zum nächsten Highlight. Das Podcasts nun auch in Deutschland immer mehr am kommen sind ist längst kein Geheimnis. Wie groß das Thema in den USA ist, zeigte der Vortrag von Matt Lieber dem Gründer von Gimlet.
We are at the dawn of the second golden age of audio.
Matt liebt Audioformate wie er gleich zu Beginn seines Vortrags berichtet und er ist davon überzeugt, dass eine neues goldenes Zeitalter für Audio-Content vor der Tür steht. Nebenbei plauderte er aus, dass wohl der sehr beliebte deutsche Podcast „fest & flauschig“ weitere drei Jahre produziert werden soll und ein internationales Format mit dem Namen „Sandra“ nun auch nach Deutschland kommt.
Der Erfolg gibt Matt recht. Vor kurzem hat er Gimlet für 230 Mio. Euro an Spotify verkauft. Ein Beispiel wie erfolgreich Audio-Inhalte sein können und das es sich lohnt dauerhaft in Podcasts zu investieren. Es gibt viele Lebenssituationen, in denen ein Podcast die einzigste Möglichkeit ist Content zu konsumieren. Ich hatte schon ausführlich darüber berichtet und spannende Shows empfohlen. mehr zu Matt Lieber und seiner Einschätzung zum Podcast-Markt gibt es auch in seinem Gespräch mit Philipp Westermeyer im OMR-Podcast.
Politik
Auch viele Politiker nutzten im Monat der Europawahl die Chance vor vielen jungen Menschen ihre Positionen zu platzieren. Bundesjustizministerin Katerina Barley stellte sich in Jeans und Sneakern im Talk mit Florian Heinemann der Frage nach der Zukunft des digitalen Europas.
An anderer Stelle moderierte Nico Lumma (Mitbegründer des Zentrum für digitalen Fortschritt) ein Diskussionspanel, mit Kevin Kühnert, Bianca Praetorius und Felix Müller. Der Bundesvorsitzende der Jusos Kühnert erzeugte in den Tagen vor dem Festival mit seiner Aussage zum Thema Enteignung ein großes Medienecho. Der Aktivist Müller trat zuletzt mit dem Hashtag #unteilbar eine große Welle los, was u. a. in einer Demo mit 240.000 Menschen mündete. Bianca Praetorius ist Kandidatin für „Demokratie in Europa“ und überraschte zu Beginn der Diskussion mit sehr modernen Ansichten zur Transformation von Parteien, in dem sie viele Anleihen aus aktuellen Unternehmensstrukturen skizziert. Sie zeigte dabei auch Sympathie für Kühnert, glaubt aber nicht, dass es ihm und anderen gelingen wird einen so alten Apparat wie die SPD zu transformieren. Ein interessantes Gespräch.
Erfrischend anders
Sehr modern und überraschend war dann direkt danach der Talk von Verena Bahlsen in der Halle nebenan. Als Vortrag zur Zukunft der Kekse angekündigt, gab die Erbin des Keksimperiums jedoch ihre eigene Sicht auf Wirtschaftskreisläufe und die Verantwortung für die Gesellschaft wieder.
Langfristig wird Weltverbessern wirtschaftlich sein
In der Woche darauf äußerte sie sich relativ naiv im Kontext mit der Vergangenheit des Unternehmens Bahlsen und erntete einen großen Shitstorm. So schnell kann es gehen. Aber mit Mitte 20 so eine Verantwortung zu haben ist sicher auch nicht leicht und man darf Verena Bahlsen durchaus glauben, dass sie die Welt verbessern möchte.
Customer Centricity @ OMR19
Wie schon im vergangenen Jahr ist mir dieser enorme Fokus auf die Besucher und das hohe Maß an Freundlichkeit sehr positiv aufgefallen. Egal ob es an der Garderobe war, oder an anderen Touchpoints, die Mitarbeiter waren alle extrem freundlich und hilfsbereit. Ständig wusselte jemand um einen herum um Müll zu entsorgen, die Getränke und Essensstände wurden gefühlt fortlaufend aufgefüllt, nie hatte ich den Eindruck es würde irgendetwas fehlen. Im Freigelände zwischen den Hallen gab es viele Food-Trucks, an denen ich keine überlangen Schlangen erkennen konnte, genauso wenig wie vor den Damentoiletten. Hier kann die dmexco noch sehr viel lernen.
Wenn man den Macher Philipp Westermeyer etwas beobachtet, bekommt man ein Gefühl dafür, das ihm das Wohl der Menschen um ihn herum wichtig ist. Ganz offensichtlich gelingt ihm es ganz hervorragend dieses Mindset auch auf die hunderte von Menschen zu übertragen, die dieses Festival möglich machen. Offensichtlich fühlen sich auch die Speaker sehr wohl.
Danke für die Einladung zum #omr19, @Westermeyer 🙏🏼 Klasse Event, 1A Speaker Service und ein toller Austausch mit @PaulZiemiak auf der #OMR Big Picture Stage. Viel Spaß bei Tag 2 @OMRockstars ! pic.twitter.com/5DneoFWZBv
— Frank Thelen (@frankthelen) 8. Mai 2019
Talk about personalization! Got a cup with my face and a car with my name. Ty #OMR19 💓 pic.twitter.com/M6snliirMU
— Taylor Lorenz (@TaylorLorenz) 8. Mai 2019
Was soll der Quatsch?
Vielleicht kennst du das ja auch. Jemand hat eine Idee, wird im besten Fall belächelt und im schlimmsten Fall gefragt „Was soll der Quatsch? Damit kann man doch kein Geld verdienen“. Ja, so ist das häufig. In der Regel fehlt es dem gegenüber dann an Phantasie oder Marktkenntnis. Es liegt in der Natur der Sache, das erfahrene Manager nicht nach rechts oder links schauen. Sie sind extrem gut in dem was sie tun, kennen ihre Branche aus dem FF, aber können sich kaum vorstellen, dass es auch völlig andere Geschäftsmodelle gibt.
Mit Sicherheit ging es vor vielen Jahren auch dem oben erwähnten Christian Solmecke so. Rechtstipps auf YouTube. Wer soll sich das denn bitte ansehen? Und selbst wenn, wie soll man denn damit Geld verdienen? So ein Quatsch. Nun, der Glaube an das Potenzial der zweitgrößten Suchmaschine der Welt, also das antizipieren von Chancen wenn man als First Mover konsequent dabei bleibt, das hat Christian Solmecke belohnt. Kaum ein Anwalt ist bekannter und generiert so viele Leads durch klassisches Content-Marketing.
Es gibt sehr viele solcher Beispiele. Eines der bekanntesten warf auf der letztjährigen OMR vertreten. Sally backt begann als YouTube-Channel auf dem eine Lehrerin ihre Backversuche gezeigt hat. Echt, einfach wie sie ist. Authentisch nennt man das heute. Heute beschäftigt sie über 30 Mitarbeiter, macht mehrere Millionen Umsatz und ist in YouTube mit Suchen nach bekannten Marken im Küchenumfeld meist top platziert. Warum wird sowas immer noch häufig belächelt?
Im Rahmen von OMR19 gab es wieder ganz viele spannender Stories von digitalen Unternehmen die in Nischen eigene Geschäftsmodell entwickelt haben. Nicht mehr ganz so unbekannt ist „Visual Statements“. Ein klassischer Fall von „Was soll der Quatsch? Wie soll man den mit Bildern auf denen ein paar flapsige Sprüche drauf sind Geld verdienen?“
Visual Statements war 2018 die Marke mit den meisten Facebook-Herzchen-Likes im deutschsprachigen Raum. Doch nicht nur das. Die Marke erzielte sowohl auf Facebook, als auch auf Instagram mehr Kommentare als alle anderen Medien-Marken in Deutschland. Gegründet wurde 2011 als einfache Facebook-Seite, die regelmäßig Content ausspielte. 2014 wurde daraus eine GmbH und die Nachfrage der User nach „gedruckten“ Sprüchen so groß, dass es mit T-Shirts die erste Produktsparte gab. Seit 2017 gibt es die Artikel aus zwischenzeitlich 17 Sparten sogar im Einzelhandel.
Die in der Zwischenzeit erzeugte Reichweite (Facebook >800k Abonnenten, Instagram >400k Abonnenten) wird seit 2017 vermarktet. Jetzt kann man meinen, dass die Follower-Zahlen ja nicht gigantisch sind, aber das Customer Engagement ist es und lässt sich hervorragend monetarisieren. Konkret erzeugt Visual Statements über 34 Mio. (!) Beitragsinteraktionen im Monat. Über 40 Millionen Menschen werden erreicht. Dadurch werden über 250.000 Produkte je Monat verkauft und inkl. Media rund 10 Mio Euro Umsatz generiert. Wie das genau funktioniert erfahrt ihr von Kerstin Schiefelbein auf der OMR Bühne oder sogar noch etwas detaillierter im OMR Podcast.
(In einer früheren Version dieses Artikels war an dieser Stelle die Aufzeichnung des Vortrags verlinkt. Leider gibt es dieses Video nicht mehr.)
Für mich sind solche Beispiele immer wieder die Erinnerung daran jede Idee ernst zu nehmen, der kleinen Raupe eine Chance zu geben, denn möglicherweise wird ja tatsächlich ein Schmetterling daraus, auch wenn das zu Beginn noch so unwahrscheinlich erscheint. Oft benötigt eine Idee einfach nur ein „und“ statt ein „aber“ um sich weiter zu entwickeln und das Potenzial zu entfalten.
Jubiläum
Im nächsten Jahr gibt es dann die 10. Ausgabe des OMR Festival. Von 150 Leuten aus einer kleinen Szene zur vielleicht bedeutensten Online-Marketing Veranstaltung der Welt mit über 50.000 Besuchern. Was für ein Geschichte. Mal sehen was die Hamburger sich für die Ausgabe 2020 einfallen lassen. Weiteres Wachstum erscheint mir persönlich gefährlich, da ich schon das Gefühl hatte, dass an der ein oder anderen Stelle die Grenzen erreicht sind. Wir werden es am 12. und 13. Mai 2020 sehen.
Am Ende ist es mit der OMR wie mit dem Katzen-Content. Mitunter ist es zu viel, meistens spricht es einem aber an und man kommt sowieso nicht daran vorbei. Well done liebes OMR-Team.
PS: Wer meinen Bericht über das OMR Festival 2018 gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch an die Begegnung der roten Sneaker. Dieses Jahr gab es kein Schuh-Matching, aber dennoch habe ich mich wieder sehr über die Begleitung von Peter Kreuz gefreut. Vielen Dank lieber Peter.
Wenn du bis an diese Stelle gelangt bist, hast du mir und meinen Gedanken Zeit gewidmet. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken, denn Zeit ist ein sehr wertvolles Gut. Solltest du das Gefühl haben, dass die Zeit gut investiert war, dann teile doch bitte den Artikel über ein Social Network deiner Wahl. Einfach den entsprechenden Share-Button unterhalb dieser Zeile anklicken. Vielen, vielen Dank.