Freitag, 17.07.2020, 10.05 Uhr. Ich skype gerade mit meiner Kollegin Sandra, auf einmal wird mein Bildschirm kurz schwarz. Dann ist das Bild wieder da, aber die Verbindung unterbrochen. Ich denke an ein Netzwerkproblem, wundere mich dann aber, dass mein externer Monitor aus ist und ich nur noch auf dem Notebook ein Bild habe. Da dämmert es mir. Stromausfall.
Ich sitze im HomeOffice und schnell ist klar, kein einziges Gerät im Haus verfügt über Elektrizität. Ein kurzes Check der Sicherungen zeigt das schon erwartete Ergebnis: Das Problem ist nicht nur bei uns. Insbesondere da unsere Smartphones keine Funkverbindung haben. Offensichtlich ist also auch die Funkzelle ohne Strom. Na prima.
Arbeiten kann ich dennoch. Mein Notebook hat einen vollen Akku und wird für ca. 4 Stunden zur Verfügung stehen. Natürlich nur eingeschränkt, da kein Internetzugang. Ich habe aber sowieso ein paar kreative Slots für diesen Tag geplant, für die ich nur Papier, Stifte und Post-its benötige. Gut, dass keine Calls anstehen, denn ich kann ohne Internet noch nicht einmal jemand Bescheid sagen.
Abhängig & Abgeschnitten
Früher hatte man ein Telefon, welches kein Strom benötigt und vielleicht ein Radio in der Küche, welches auch mit Batterien funktionierte. Heute kann ich weder Festnetztelefon, Smartphone, TV, Alexa, oder sonst irgendwas nutzen um zu erfahren was eigentlich los ist. Sicher informieren die lokalen Medien und der Energieversorger über den Stromausfall und geben Prognosen über die Dauer der Problembehebung ab. Nur ohne Strom kann heutzutage diese Info niemand konsumieren. Ein Dilemma.
Also warten und darüber philosophieren, dass ein Stromausfall in der Nacht, deutlich günstiger wäre. Aber die stromlose Zeit hat auch Vorteile. Keine Ablenkung. Und so gelingt der Fokus auf die bevorstehenden Aufgaben sogar besser als üblich.
Ein solches Ereignis zeigt uns sehr deutlich, wie extrem abhängig wir heute von Elektrizität sind. Nicht nur das die Lebensmittel in der Gefriertruhe irgendwann auftauen und du kein Essen kochen kannst, nicht nur das die Garage sich nicht mehr öffnen lässt und du kein warmes Wasser mehr hast, die Kommunikation wird extrem erschwert. Rauchzeichen, Brieftauben … ohne Strom bleibt nur das persönliche Gespräch mit Menschen in unmittelbarer Nähe.
Notfallplan
Wie gut bist du in deinem Business auf einen potenziellen Stromausfall vorbereitet? Hast du dieses Szenario schon mal gedanklich durchgespielt? Desto größer das Unternehmen ist, desto teuerer jede Stunde Stromausfall. In einer Druckerei mit 50 Mitarbeitenden ist es sehr kostspielig, wenn die Maschinen stehen. Im Eiscafé schmelzen relativ schnell die Waren weg und der Supermarkt hat hoffentlich ein Notstromaggregat für seine riesigen Tiefkühltruhen.
Es macht durchaus Sinn einen Notfallplan zu haben – privat wie beruflich. Dieser muss kein 30-seitiges Dossier sein. Eine DIN A4 Seite reicht aus. Überlege dir was passiert wenn du eine halbe Stunde, 60 Minuten, 2 Stunden oder einen halben Tag keinen Strom zur Verfügung hast. Was würde passieren und was würde es dich kosten? Mit dieser Erkenntnis kannst du Vorbereitungen treffen. Wie kannst du im Bedarfsfall Kunden informieren, Mitarbeitende steuern, etc.
Kurzer Hoffnungsschimmer
11:40 Uhr. Bling, blang, blong. Es gehen viele Lichter und Geräte im Haus an. Hurra, nach 1,5 Stunden endlich wieder Strom. Doch die Freude währt nur kurz. Nach ziemlich genau 60 Sekunden ist der Strom auch schon wieder weg. Es dauert weitere 30 Minuten bis nach über 2 Stunden die Stromversorgung im ganzen Ort wieder stabil ist.
Plan B
Aber nicht nur bei einem Stromausfall hilft ein Plan B. Diesen empfehle ich ganz explizit auch für Vorträge, Workshops und ähnliche Aufgabenstellungen. Es kann so viel schief laufen. Verspätung, der Raum steht nicht, oder nur teilweise zur Verfügung, die Technik funktioniert nicht, oder es gibt erst gar keinen Strom. Die Frage ist dann, kannst du dein Programm dennoch durchführen bzw. bist du flexibel genug, dich an die Situation spontan anzupassen. Wie adaptiv ist dein Notfallplan?
Vorträge und Workshops mit ungeplanten Rahmenbedingungen
In meinen Präsentationsschulungen empfehle ich den Teilnehmern sich immer so vorzubereiten, dass sie den Vortrag auch ohne Folien durchziehen könnten. Normalerweise sollte dies kein Problem sein, denn das Wesentliche befindet sich im besten Fall im Kopf, und der steht ja zum Glück immer zur Verfügung. Sind wichtige Inhalte nur von den Notizfeldern oder gar auf den Folien (ganz schlechte Idee) vorhanden, wird es schwer, wenn die Technik nicht mit spielt.
Wird durch äußere Umstände die geplante Zeit deutlich verkürzt, benötigst du für Workshops und ähnliche Settings eine agile Agenda. Du solltest wissen was Prio B Themen sind, die du sofort auf dem geplanten Tagesablauf entfernen kannst, wenn die Zeit bspw um eine Stunde verkürzt wird. Im besten Fall merken die Teilnehmer nichts davon. Dein Trainingsleifaden ist im besten Fall ein modulares Gebilde, das du dir sehr spontan anpassen kannst.
Customer Centricity durch Transparenz
Im weiteren Verlauf des Tages, sowie am nächsten Tag versuche ich auf den örtlichen Nachrichtenseiten zu erfahren, was die Ursache des Stromausfalls war. Nichts. Ich finde keine einzige Meldung dazu, obwohl mehrere Ort in der Umgebung davon betroffen war. Aus Kundenperspektive würde ich mir von meinem Stromversorger eine aktive Information wünschen (bspw. per Mail), woran der Ausfall gelegen und wie man ihn behoben hat. Diese Transparenz verursacht beim Verbraucher ein besseres Gefühl. So aber bleibt der Black-out eine Black Box.
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