Der ständige Perspektivwechsel ist die Basis für Kundenbegeisterung. Nur wer es schafft sich in andere Szenarien hineinzuversetzen, wird Kundenbedürfnisse antizipieren. Dies kann man im Alltag üben.
Ich sitze auf einem Balkon, die Aussicht ist grandios. Vor mir liegt ein Garten, wunderschön und definitiv mit viel Liebe angelegt. Es wirkt als hätte ein Architekt mit jahrzehntelanger Erfahrung seine ganze Berufung manifestiert. Der perfekte Entwurf für dieses Plätzchen Erde, mit dem er jeden Wettbewerb gewinnt. Links ein schöner kleiner Teich, in der Mitte des Bildes ein azurblauer Swimmingpool der zum vielen Grün einen wunderbaren Kontrast darstellt. Rechts daneben ein Poolhaus, ringsherum ein perfekt gepflegter Rasen mit Ruheplätzen in der Sonne, oder wahlweise im Schatten – je nach Vorliebe. Für die kleinen Gäste, ich befinde mich in einem Hotel, liegt dahinter ein Spielplatz.
Eine Oase für die Festplatte im Kopf
Als wäre diese kleine Oase nicht schön genug, was sie definitiv ist, wird die Kulisse von strahlendem Sonnenschein und grünbewachsenen Bergen eingerahmt. Der Ausblick ist einfach traumhaft. Ich möchte ihn mitnehmen und versuche mir das Bild auf die Festplatte im Kopf einzubrennen. Ob dies gelingt wird die Zukunft zeigen. Als kleines Backup mache ich auch Bilder mit meinem Smartphone, so habe ich zumindest ein paar Millionen Pixel, die mir helfen mich an diesen Moment zu erinnern. Dennoch weiß ich, es wird nicht das Gleiche sein. Das Bild, welches ich auf Facebook teile und hier in diesem Artikel verwende, um auch dich lieber Leser mit auf den Balkon zu nehmen, kann das Szenario nicht vollständig transportieren.
Die Vögel, die sich im Hintergrund freudig über den tollen Tag und das schöne Setting für ihr Dasein unterhalten, das Plätschern des Pools, die klare frische Bergluft, die so anders durch die Atemwege strömt als in der Stadt. All das können ein paar Kilobyte nicht vermitteln, auch nicht die Gerüche der Wiesen um den Garten herum. Also sauge ich mit tiefen und bewussten Atemzügen nicht nur die frische Tiroler Landluft ein, sondern auch das Bild vor meinen Augen. Ich kann gar nicht genug davon bekommen, wie von einem leckeren Cocktail, den man langsam und bewusst genießen möchte, aber das Glas nicht aus der Hand nimmt, immer wieder am Trinkhalm saugt und die bunte Flüssigkeit dann viel zu schnell verschwunden ist. So sauge ich den Ausblick ein, immer wieder.
Das Bild betreten oder ansehen?
Ich fröstle etwas, der Balkon liegt im Schatten. Ich bin nur leicht bekleidet und habe zuwenig geschlafen. Ein Gedanke schießt mir in den Kopf. Soll ich, anstatt auf dieses grandiose Bild zu schauen, es betreten, ein Teil von ihm werden? Die Liegestühle in der Sonne rufen mir zu. Ein Gefühl des „Verpassens“ steigt in mir auf, lässt kleine graue Wolken am Horizont des Bildes aufziehen. Eine leichte Unruhe macht sich breit, der Genuss schmilzt in der Morgensonne langsam dahin. Verpasse ich etwas? Sollte ich nicht? Den Ausblick kenne ich jetzt, im Garten vor mir war ich aber noch nicht.
Zum Glück kommt ein neuer Gedanke auf einem leichten Windstoß über die Wiesen daher. Wie würde es sich anfühlen auf einem der einladenden Liegestühle? Bestimmt gemütlich. Der nächste Windstoß. Was würde ich vom Liegestuhl aus sehen? Das Hotel. Ein schönes Gebäude, traditionell mit sehr viel Holz verkleidet und bunter Bepflanzung. Entschuldige lieber Pirchner Hof, du bist ganz großartig, aber der Ausblick von deinem Balkon aus, ist einfach noch grandioser.
Die richtigen Fragen stellen hilft
Zwei kurze Windstöße mit den richtigen Fragen und die kleinen grauen Wölkchen sind vom Gedankenhorizont verschwunden. Ich sehe wieder klar. Häuser, Terrassen und Swimmingpools gibt es auch in meiner Heimat, diesen Ausblick aber nicht. So komme ich beruhigt und klar zur Erkenntnis, dass es manchmal einfach ideal ist, nur Zuschauer zu sein.
Ruhe und Genuss funktioniert auch im Schatten, wenn die Gedanken klar sind und der Fokus sich auf einen Moment ausrichtet, der nicht wiederholbar ist. Dann wenn man ganz bei sich ist, verschwindet der Drang Teil des Bildes zu werden, das unterbewusste Bedürfnis sich in den Mittelpunkt zu bewegen. Alles zu seiner Zeit.
Und so bleibe ich noch etwas sitzen, hole mir eine Jacke und genieße mit einem warmen Gefühl noch etwas die Aussicht.
PS: Oft reicht es aus, ein oder zwei richtige Fragen aus einem anderen Blickwinkel heraus zu stellen um in den Perspektivwechsel zu gehen. Wann hast du dich zuletzt bewusst in die Schuhe deiner Kunden begeben?
PPS: Im oben genannten Pirchner Hof in Reith (Alpbachtal, Tirol), in dem diese Gedanken und Bilder entstanden sind, weiß die gastgebende Familie Peer wie Kunden begeistert werden.
Wenn Du bis an diese Stelle gelangt bist, hast Du mir und meinen Gedanken Zeit gewidmet. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken, denn Zeit ist ein sehr wertvolles Gut. Solltest Du das Gefühl haben, dass die Zeit gut investiert war, dann teile doch bitte den Artikel über ein Social Network Deiner Wahl. Einfach den Share-Button unterhalb dieser Zeile anklicken. Vielen, vielen Dank.